Papst ruft indische Katholiken eindringlich zur Einheit auf

Gefahr der Abspaltung

Die Katholiken in Indien sind zerstritten – eine Gruppe Priester und Laien droht gar mit Abspaltung. Grund für den Konflikt ist eine Liturgiereform. Der Papst fand nun deutliche Worte.

Christen in Indien / © Eby Thomas (shutterstock)

Papst Franziskus hat die zerstrittenen Katholiken in Indien zur Einheit untereinander und mit dem Papst aufgerufen. Bei einer Audienz für die mit Rom verbundene syro-malabarische Kirche in Indien sagte der Papst am Montag im Vatikan, Einheit zu bewahren, sei eine Pflicht. Und weiter: "Wo Ungehorsam ist, ist Schisma."

Franziskus ging auf die aktuelle Eskalation im Liturgiestreit in Südindien ein. Eine Gruppe Priester und Laien in der südindischen Erzdiözese Ernakulam-Angamaly droht mit Abspaltung wegen einer von der dortigen Synode beschlossenen Liturgieform. Unter anderem geht es bei dem Streit um die Zelebrationsrichtung in der Messe.

"Mangelndem Respekt vor der Eucharistie"

Es sei eine "gefährliche Versuchung", sich auf solche Details zu konzentrieren, kritisierte der Papst. Er hatte sich bereits mehrfach in eindringlichen Botschaften an die Gläubigen gewandt, um den Streit zu schlichten. Dass eine Gruppe, der auch Leitungsmitglieder des Erzbistums angehören, bei dem Streit nicht einlenke, sei "zum Nachteil des Gemeinwohls der Kirche" und "selbstbezogen", so Franziskus. "Genau hier schleicht sich der Teufel, der Spalter ein", warnte er.

Ferner zeuge es von mangelndem Respekt vor der Eucharistie - jenes Sakramentes, das doch gerade für die Einheit mit Gott und innerhalb der christlichen Gemeinschaft stehe. Wörtlich erklärte der Papst: "Es ist mit dem christlichen Glauben unvereinbar, das Allerheiligste Sakrament, das Sakrament der Liebe und der Einheit, ernsthaft zu entehren, indem man über die feierlichen Einzelheiten dieser Eucharistie, die den Höhepunkt seiner angebeteten Gegenwart unter uns darstellt, diskutiert."

Einheit und Dialogbereitschaft priöritär

Angeführt wurde die Delegation vom neuen Großerzbischof der Syro-Malabarischen Kirche Raphael Thattil, den der Papst besonders begrüßte. Er war im Januar gewählt worden, um den Konflikt zu befrieden.

Der Papst forderte den Großerzbischof auf, sich "mit Entschlossenheit" und "unermüdlich" für die Einheit stark zu machen und zugleich dialogbereit zu bleiben. Franziskus erinnerte an das Gleichnis vom verlorenen Sohn, der vom Vater mit offenen Armen empfangen wird.

Die syro-malabarische Kirche im Südwesten Indiens ist die größte der heutigen Kirchen der sogenannten Thomas-Christen, die im 1. Jahrhundert durch den Apostel Thomas gegründet worden sein sollen.

Sie feiert ihre Liturgie im ostsyrischen Ritus. Insgesamt stellen die Katholiken mit etwa 18 Millionen unter den rund 1,4 Milliarden Indern eine kleine, aber sehr sichtbare Minderheit dar.

Quelle:
KNA